Georg Friedrich Händel, „Nabal“

Inhaltsangabe

Die Erzählung von Nabal, Abigail und David findet sich im ersten Buch des Samuel. Dort wird in den Kapiteln 23, 24 und 25 berichtet, wie David verzweifelt vor dem grimmigen Zorn des König Saul flieht und in der unwirtlichen Wildnis der Bergregionen Schutz sucht. Mehrere Wüstenstreifen hat er bereits durchquert, als er mit seinen Männern, einer verwegenen Schar von Rechtlosen und Ausgestoßenen, heimatloser Söldner, Abenteurer, in die Wüste Maon gelangt.

Als ihre geringen Vorräte an Wasser und Nahrung zur Neige gehen und Hunger und Durst sie zu plagen beginnen, sendet David in seiner Verzweiflung Asaph, seinen getreuen Weggefährten, zu Nabal, um ihn um Hilfe zu bitten, denn Nabal, ein reicher Viehzüchter, besitzt ausgedehnte Ländereien im nahegelegenen Gebiet des Karmel.

Der Augenblick ist günstig gewählt, denn die Zeit der Schafschur geht ihrem Ende entgegen, überall im Lande rüstet man sich, Dankopfer zu bereiten und bei festlich gedeckten Tafeln mit Musik und Tanz das Erntefest zu begehen. Da kann man schon auf die Mildtätigkeit und Großzügigkeit der Landwirte bauen.

Doch Nabal ist ein hartherziger und törichter Mensch! Von Geiz und Anmaßung besessen, überhört er den leisen Unterton der Drohung, der die sonst freundlich gehaltene Botschaft des David begleitet. Er habe mit seinen Männern, so läßt David ihm nämlich ausrichten, die Knechte und die Herden des Nabal vor nächtlichen Angriffen und räuberischen Übergriffen geschützt, ihm so seinen Reichtum erhalten und habe daher, so schwingt es unausgesprochen in seiner Botschaft mit, ein Anrecht auf tatkräftige Unterstützung erworben.

Nabal aber ist nicht nur hartherzig, er ist auch unhöflich. Er verhöhnt David und seine Abkunft und weist Asaph mit herben Worten vom Hofe. David schäumt vor Wut, rüstet sich mit seinen Männern und macht sich sogleich auf, den ihm zugefügten Schimpf zu rächen. Im Hause des Nabal solle kein männliches Wesen der Schärfe seines Schwertes entgehen, so lautet sein Schwur!

Doch nun nimmt unsere Geschichte eine bemerkenswerte Wendung. Abigail, die Frau des Nabal, hat von der heftigen Auseinandersetzung zwischen Asaph und ihrem Mann erfahren. Sie kennt dessen ungehobeltes Wesen und kann sich nur allzu gut vorstellen, daß die Abfuhr, die man Asaph und David erteilt hat, nicht ohne Folgen für alle am Hofe des Nabal lebenden Menschen haben wird.

Als man ihr berichtet, daß sich David mit seinen Männern auf dem Weg gemacht habe, offenbar um Nabal zur Rechenschaft zu ziehen, läßt sie noch in der Nacht Vorräte und Wasser auf mehrere Esel laden und zieht David entgegen.

Ihrer Demut, ihrer klugen Rede, vor allem aber ihrer Schönheit und ihrer außergewöhnlichen Ausstrahlung gelingt es, Davids Zorn zu stillen und ihn davon abzuhalten, mit Feuer und Schwert über Nabal und sein Gesinde herzufallen. Besänftigt nimmt er ihre Gaben an, preist ihre Klugheit, und beide trennen sich, nicht ohne sich ihres gegenseitigen Wohlwollens zu versichern, in Frieden und Einvernehmen.

Beschwingt kehrt Abigail zurück und findet Nabal, wie es im Buch Samuel heißt, „guter Dinge“, doch so „schwer betrunken“, daß sie ihm erst am folgenden Morgen von ihrem nächtlichen Ausflug berichten kann. Nabal verschlägt es die Sprache. Er ist wie versteinert, und nach nur wenigen Tagen erliegt er einer geheimnisvollen Krankheit.

Verwaist macht sich Abigail erneut auf, um mit ihrem Gefolge bei David und seinen Männern Schutz zu suchen, und David, offenbar bis über beide Ohren in sie verliebt, bietet ihr an, „den Thron mit ihr zu teilen“. Abigail ist einverstanden, und so reichen sich beide die Hand zum Ehebund.